Es war einer dieser Tage auf unserer Südafrika-Reise, von denen ich nichts besonderes erwartet hatte. Ungefähr die Hälfte des Urlaubs lag bereits hinter uns, wir hatten so viel erlebt, so viel gesehen, die spektakulärsten Landschaften durchfahren, die beeindruckende afrikanische Tierwelt erlebt und nun schienen wir endlich für ein paar Tage zur Ruhe zu kommen – den Strand und das Meer zu genießen, keinen Plan mehr zu haben. Bis zu diesem Morgen, an dem das Wetter nicht mitspielte und wir uns entschieden, unser Strandhaus in Jeffreys Bay für ein paar Stunden allein zu lassen und in den Tsitsikamma-Nationalpark zu fahren. Es sollte einer der schönsten Tage unserer Reise werden.
Vorhergesagt waren dort, im Gegensatz zu Jeffreys Bay, über 30°C und Sonne. Auf unserem Weg dorthin, als der Himmel immer düsterer und die Sichtweite immer geringer wurde, schlichen sich jedoch erste Zweifel an der Glaubwürdigkeit des Wetterberichts ein. Als wir schließlich die Schranke passierten, herrschte dichter Nebel. Für ein paar Meter wurde das Meer neben der Straße sichtbar und peitschte gegen die Felsklippen, als wollte es heute lautstark Ärger machen. Und mitten in der weißschäumenden Gicht, tauchten sie plötzlich auf und schwammen ein paar Meter neben uns her: Delfine. Ich war entzückt! Und damit nicht genug. Sobald das Auto geparkt war, begrüßte mich eine mir vorher völlig unbekannte Spezies, gemütlich auf dem Mülleimer thronend, sich durch nichts aus der Ruhe bringen lassend: Ein Klippschliefer.
Wir beobachteten die Wellen, die gegen die spitzen dunklen Felsen schlugen, sahen der Gicht zu, die meterhoch sprühte und liefen schließlich los – auf den Wanderweg, den Pfad der unzähligen Stufen, wie wir später feststellten, den Hängebrücken entgegen, die über das Meer führen sollten…
… durch eine Landschaft, die einerseits an einen Dschungel erinnerte, doch andererseits durch kühlere Temperaturen irritierte. Und all das während ich den salzigen Duft des Meeres in der Nase hatte.
Der Nebel lag dicht über der gesamten Küste. Hin und wieder wurde zwischen den Bäumen die Sicht auf das Meer frei und so konnten wir einen Blick auf die Klippen erhaschen, auf denen in der Ferne eine Pinguinkollonie hauste.
Und in verschwommenen Umrissen paddelten parallel zum Ufer ein paar wagemutige Kanufahrer neben uns her…
… während zwischen Dschungel, Lianen, Meer und Felsen eine Klippschliefer-Familie durch die Äste kletterte.
Schließlich kamen wir den Hängebrücken näher, die mystisch aus dem Nebel herausragten. Und hätte ich mir ein anderes Wetter für diesen Tag wünschen können, ich hätte es nicht getan. Möglicherweise wäre der Ausblick bei klarer Sicht atemberaubender gewesen. Aber hier und jetzt, im dichten Nebel, liefen wir durch eine andere Welt. Eine Welt mit ihrer ganz eigenen Atmosphäre, die uns in ihren Bann zog.
Und am Ende des Weges setzt man sich auf einen Felsen, schaut auf den Horizont, hört den Wellen zu und denkt, dass das Leben doch ziemlich schön sein kann.
Auf dem Rückweg machten wir noch einen Abstecher zu einer der höchsten Bunjeejump-Anlagen der Welt, von der aus man sich 216 m tief in den Abgrund stürzen konnte. Und auch wenn sich keiner von uns traute, war es ein Erlebnis zuzusehen (besonders die Live-Übertragung des Restaurants, die Nahaufnahmen der Gesichter der Wahnsinnigen zeigte, kurz bevor sie in die Tiefe sprangen).
(Nein, auch dieses Plakat konnte mich nicht umstimmen.)